Historisches


1984-1986 Der Anfang
Und so ging es 1988 weiter
1993 Das Team
1995 Das Teleskopbau-Projekt RC50
1996 Die Teleskopbau-Werkstatt
1996 Die zweite Sternwarte
2000 Visuelles "First Light" am großen Teleskop

Der Anfang

Die Anfänge der Sternwarte in Harpoint gehen auf das Jahr 1984 zurück. Damals suchte ich einen fixen Aufstellungsplatz für mein C8. Ein geeigneter Beobachtungsplatz war schnell gefunden. Beim Sommerhaus meiner Eltern, 30km Luftlinie von der Stadt Salzburg entfernt auf einem Südhang 700m hoch im schönen Salzkammergut gelegen, gab es noch den "richtig dunklen Nachthimmel". Die Stelle mit dem besten "Rundherum-Blick" lag ausgerechnet im Vorgarten des adaptierten Bauernhauses, umgeben von Obstbäumen.

Bild 38 kB: Sternwarte 1987: C8+comet catcher

Die erste eigene Sternwarte

1986, also nur 2 Jahre später war aus einer einfachen Beobachtungsplattform mit Instrumentensäule eine richtige kleine Sternwarte mit händisch drehbarem Dach geworden. Das einfache Gebäude aus Holz wurde bereits für ein etwas grösseres Teleskop konzipiert. Das innovative Drehdach aus Metall sollte später einen "Wachstumsschub" erfahren. Näheres dazu PDF Reader file hier


Und so ging es weiter

Wie es vielen so geht, 20cm waren bald nicht mehr genug. Der dunkle Himmel verlangt nach "mehr Öffnung". Kurzerhand wurde 1988 ein C14-Tubus angeschafft. Dieses mal hatte ich genug von der Original Celestron "Stimmgabelmontierung". Da die sternwarteneigene Werkstatt erst später eingerichtet wurde, mußte eine handelsübliche Lösung gesucht werden. Ich wählte die SIDERES-Montierung von Uwe Siegel aus Duisburg, eine 150kg schwere deutsche Montierung mit 85mm RA-Achse und 70mm DE-Achse.

Bild 27 kB: kleine Drehmaschine Die Anschaffung einer Drehmaschine "für den Küchentisch" einer EMCO-Compact 5 mit kleinem Fräsaufsatz ermöglichte es erstmals, Zubehörteile aus Aluminium vom Adapterring bis zum Off-Axis-System selbst anzufertigen. Seit 1989 befindet sich ein 10cm Genesis-Refraktor als "Super-Sucher" neben dem C14-Tubus. Einen gebrauchten 3-stufigen Bildverstärker erstand ich 1990 auf der Astromesse in Laupheim. Dieses Gerät wurde bald erfolgreich zur Videobeobachtung von Sternschnuppen eingesetzt. Ein selbstadaptierter Protuberanzenansatz ermöglicht seit 1990 die Sonnenbeobachtung am Genesis-Refraktor. Die erste CCD-Kamera, eine ST4 tat zwischen 1990 und 1993 ihren Dienst. Das Fadenkreuzokular zur Nachführung wurde durch die ST4 ersetzt und es entstanden einige schöne Astroaufnahmen. In diese Zeit fallen auch meine ersten Gehversuche mit dem neuen Metier CCD-Astronomie, bis am 15. August 1993 ein Blitz in die Sternwarte einschlug. Dank Blitzableiter brannte das Gebäude zwar nicht ab, jedoch sämtliche Elektronik war eliminiert.


Das Team

Der Traum von einem leistungsfähigen professionellen Spiegelteleskop führte unser heutiges 3-Mann-Team 1993 zusammen. Ich hatte schon seit geraumer Zeit vergeblich versucht, in einigen astronomischen Vereinen in Österreich nach Partnern für den weiteren Ausbau und Betrieb meiner Sternwarte Ausschau zu halten. Gleichzeitig versuchten die Brüder Andreas und Christian Kreutzer in ihrem Verein (dem astronomischen Arbeitskreis Salzkammergut) vergeblich eine Mehrheit für die Errichtung eines größeren Spiegelteleskops (40 bis 60cm) zu finden (anstelle des alten 20cm Refraktors der Sternwarte Gahberg). 7 Jahre später sollte dieser Traum, nur 20km Luftlinie vom Gahberg entfernt, bei uns schließlich Wirklichkeit werden. Zunächst aber stand das Beobachten mit dem vorhandenen C14 noch im Vordergrund. Eine neue CCD-Kamera, die OES LCCCD-11 von Dr. Fleischmann mit KODAK KAF400-Chip, ermöglichte uns eine intensive Auseinandersetzung mit der CCD-Technik und der astronomischen Bildverarbeitung bis hin zu ersten Versuchen einer automatischen Sternfeldfotometrie.


Das Teleskopbau-Projekt RC50

Bei einem so großen Gerätewunsch (40 bis 60cm) wird der "Markt" schon sehr dünn, besonders wenn man Nebenbedingungen stellt: Wegen des vorhandenen Kuppelbaues war "größstmögliche Leistung auf kleinstem Raum" gefragt, denn Abriss und Neubau einer größeren Sternwarte schied aus. Ein Newton war damit aus dem Rennen (ein Refraktor ja sowiso). Die Anforderungen an die Mechanik gründeten sich aus den Erfahrungen mit den bisher benutzten Instrumenten. Mit einem Astronomiestudenten im Team kamen "professionelle Ansprüche" an Optik und Steuerung hinzu. Bei so hohen Forderungen gab es damals (1993) kein geeignetes Gerät auf dem Markt, welches über den Ladentisch zu haben war. Nebenbei bemerkt: Wenn wir an unserem jetzigen Hauptinstrument Maß nehmen, dann hat sich daran bis heute nicht viel geändert. Es blieb also nur "bauen" oder "bauen lassen" übrig, aber was bloß?

Eine schriftliche Interessentenfeststellung an mögliche Auftragnehmer in aller Welt förderte einige ehrliche "leider nein", massiven Schwermaschinenbau, manche Kuriositäten (schwergängige einarmige Gabelmontierungen) und leere Versprechungen zutage nach dem Motto " Aber sicher doch, kein Problem für uns, wir können auch Meterteleskope liefern, wenn's sein muß ". Heute ist das für manche Anbieter nichts besonderes mehr, in der ersten Hälfte der 90er-Jahre hingegen schon. Sofern überhaupt Pläne vorgelegt werden konnten, waren alle auf Konzepte zurückzuführen, die zum Teil über 100 Jahre alt waren oder zumindest aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stammten. Eine Teleskopsteuerung kannte man in Wahrheit nur vom hörensagen (was einige nicht daran hinderte, sie dennoch anzubieten). Aus diesem Grund war die azimutale Gabelmontierung bei Amateurteleskopen damals noch keine sichtbare Alternative zur äquatorialen Montierung. Nur die einfache Nachführung mit konstanter Geschwindigkeit war konkret verfügbar. "GoTo" war eher ein Wunschtraum und steckte bestenfalls in den Kinderschuhen.

Rudolf Pressberger

Zum Glück haben wir einen wirklich echten Experten als Berater gewinnen können: Herrn Ing. Rudolf Pressberger , den leider 2001 verstorbenen großen österreichischen Pionier auf dem Gebiet des professionellen Teleskopbaus durch Amateure (Nachruf siehe unter links und bei Wikipedia) . Sein moderner, nahezu perfekter, schon vor mehr als 30 Jahren gebauter 1m RC ist wohl die beste Referenz. Weltweit ist es bis zum heutigen Tag noch keinem anderen Amateurastronom gelungen, einen RC-Spiegelsatz mit 1m Hauptspiegeldurchmesser (Öffnungsverhältnis 1:2.5) selbst zu schleifen (ja nicht einmal einen gewöhnlichen Cassegrain). Eine eigene Schleifmaschine für die Optik wurde gebaut. Die Schleifmethode und die Methode zur Vermessung der Optik wurde von ihm selbst entwickelt. Beide Spiegel wurden in Rekordzeit hergestellt. Die Genauigkeit übertrifft jene von Zeiss. Damals das größte selbstgebaute Teleskop der Welt, ist dieses Gerät in seiner Leistungsfähigkeit bei den Amateuren bis zum heutigen Tag unerreicht, auch wenn einige wenige Amateure heute ähnlich große Teleskope besitzen. Es befindet sich in Pressberger's Purgathofer Sternwarte, die ebenfalls zur Gänze selbst errichtet wurde: Türen, Fenster, Möbel, alles selbst gemacht. Sogar die Beschläge, Türschnallen und -Schlösser sind selbst geschmiedet: Ein wahres Gesamtkunstwerk

Doch 1993 waren wir uns noch nicht ganz sicher. Um einen besseren Vergleich zu anderen Konstruktionen zu bekommenn, haben wir weiter Informationen gesammelt und Exkursionen unternommen. Sie führten uns unter anderem nach Schärding (Richard Gierlinger) und Passau (50cm-RC der Volkssternwarte) sowie nach Tschechien (Prag, Ondrejov, Turnov). Wir lernten nun sehr schnell die Spreu vom Weizen zu trennen, sowohl was Bauart und Konstruktion der Montierung als auch des optischen Tubus mit der Spiegellagerung betrifft: Alle anderen Konstruktionen waren einfach nicht das "Gelbe vom Ei". So kam nur mehr die "Österreichische Präzisions-Fernrohrmontierung nach R. Pressberger" in Frage (ÖPFM), die seinerzeit in der österreichischen Zeitschrift "Der Sternbote" veröffentlicht wurde (Hefte 11/1986, 11/1987). Was die Optik angeht, konnten die professionellen optischen Ansprüche und 50cm Öffnung in unserer Kuppel am Besten mit einem Ritchey-Chretien erreicht werden. Wir haben daher gleich mal bei Herrn Dipl. Phys. P. Keller aus Regensburg einen schönen Spiegelsatz bestellt. Einen 50cm RC mit dem klassischen Gesamtöffnungsverhältnis 1:8 in voller Dicke aus Astro-Sital von der Firma LOMO, welcher damals auch noch sehr günstig zu haben war. Alle zur Bestellung erforderlichen Parameter der Optik haben wir (mit Pressberger's Hilfe) selbst bestimmt. Daten und Prüfprotokoll siehe hier.

Um den Nachbau noch zu vereinfachen und gleichzeitig die Konstruktion weiter zu verbessern hat Rudolf Pressberger 1995 bis 1996 unentgeltlich für uns völlig neue Baupläne im Maßstab 1:1 gezeichnet, welche genau auf die Abmessungen unseres Spiegelsatzes abgestimmt sind. Der ursprünglich vorgesehene Direktantrieb wurde etwas später mit Konstruktionszeichnungen für 2 Selbstbaugetriebe ersetzt, weil uns die hochauflösenden Winkelencoder zu teuer waren. Auf die anderen Vorzüge der Konstuktion soll hier nicht weiter eingegangen werden, sie sind unter Eigenbau beschrieben. Hingegen soll die Leistung von Dr. Manfred Stoll nicht unerwähnt bleiben. Seine ausgereifte Teleskopsteuerung mittels PC ist heute bei der Hälfte aller Montierungen nach Pressberger-Bauart im Einsatz. Die Software hat er uns unentgeltlich überlassen, die Hardware haben wir mit seinen Leiterplatten selbst angefertigt. Lange bevor "Go-To" auf den Markt kam, konnte diese Steuerung mit sagenhafter Präzision sowohl positionieren als auch in beiden Achsen nachführen.

Diese Pläne für unser Teleskop Namens "Raben-Rohr" RC50 wurden später auch von der Linzer astronomischen Gemeinschaft und von der erfolgreichen Davidschlager Amateurgruppe etwas abgewandelt zum Bau ähnlicher Geräte verwendet. Der Bau dieser beiden Teleskope wurde in den Werkstätten der Firma Madlmayr Metallbau in Gramastetten unter der Aufsicht von Erich Meyer durchgeführt. Später hat Erich Kowald in der Steiermark die Montierung in seiner eigenen Werkstatt gleich mehrmals gebaut und baut seit 2008 auch den optischen Tubus für seinen eigenen 50cm-Cassegrain. Hans Heinrich Wenk in Oberösterreich baut ebenfalls seit 2009 in seiner Werkstatt an einer derartigen Gabelmontierung (näheres unter Eigenbau). Die Kollegen Meyer, Obermair und Raab von der Sternwarte Davidschlag haben uns 1998 besucht, als unser Tubus bereits fertig lackiert dastand. Auch die Gabel war weitgehend fertiggestellt und wir arbeiteten gerade am Polblock. Der imposante Anblick hat wohl überzeugt. Siehe dazu unter Links sowie einen Artikel im Sternboten Heft 12/1999. Erich Kowald und Hans Heinrich Wenk haben uns zwischen 2007 und 2009 besucht. Nachdem Sie unser Teleskop in Aktion gesehen haben, stand Ihr Entschluß fest.

Unsere beiden Spiegel wurden im Frühjahr 1997 von LOMO geliefert. Zum damaligen Zeitpunkt konnte ich mir überhaupt noch nicht vorstellen so ein Teleskop aus Stahl selber herzustellen. Rudolf Pressberger hat uns aber davon überzeugt, auch mit einer einfachen Ausrüstung in der Hobbywerkstatt den Selbstbau zu wagen. Man muß eigentlich nur in der Lage sein, mit einer Stichsäge ausgeschnittenes Eisenblech verschweißen zu können (Zum Glück kann das unser Christian). Die Drehteile könne man ja auch anfertigen lassen, die wenigen Frästeile ebenso. Auch sind 50cm noch nicht so groß um überall einen Kran bzw. eine Hebebühne verwenden zu müssen.

Das der Bau des Teleskops bei uns allerdings fast 4 Jahre dauern würde, haben wir auch nicht geglaubt. Und das obwohl wir zu dritt fast jedes zweite Wochenende und fast den ganzen Urlaub immer in Harpoint verbracht haben. Es sollte aber immer ein Hobby bleiben und nicht irgendwelchen Terminzwängen unterliegen. Erst nachdem die beiden in Rekordzeit erbauten Instrumente der Linzer bzw. Davidschlager Freunde schon fertig waren, war es Ende 2000 dann auch bei uns soweit mit dem "First Light" . Der Bau unseres Teleskops ist auch in einem Film dokumentiert, siehe hier.


Die Teleskopbau-Werkstatt

Bild 55 kB: Drehmaschine umrichtergesteuert Es ist im Laufe von 7 Jahren Sternwartenausbau doch die eine oder andere größere Maschine für die Werkstatt angeschafft worden. Meistens waren es Gelegenheitskäufe, auch vom Schrottplatz, die dann selbst instandgesetzt wurden. Schließlich waren wir in der Lage, mit Ausnahme der beiden großen Reibradscheiben (50cm Durchmesser) alle Teile des Teleskops selber vor Ort herzustellen, obwohl das ursprünglich gar nicht beabsichtigt war. Nun kommt uns die umfangreiche Werkstatteinrichtung (Tischlerei, Schlosserei, Feinmechanik, Elektronik, Galvanik, Schweißerei und Montage in der Garage) für die Wartung der Teleskope und den Bau von Zusatzgeräten sehr entgegen. Ein PDF Reader file Bericht gibt Hinweise für ATM-Interessenten über den Ausbau unserer Werkstatt (Stand 2005).


Die zweite Sternwarte

Bild 26kB Der Spatz in der Hand ist bekanntlich besser als die Taube auf dem Dach. Für uns bedeutete das: "Lieber ein jederzeit funktionsfähiges C14 zur Hand, als ein RC50 ewig in Bau". Ich habe daher mein altes Gerät nicht verkauft, sondern im Gegenteil, wir haben ein völlig neues kleines PDF Reader file Sternwartengebäude für das C14 und den Genesis-Refraktor errichtet. Es handelt sich um einen kleinen niedrigen "Gartengeräteschuppen" (2x2m) mit abrollbarem Dach, welcher elegant und dezent am Hang neben dem Wohnhaus aus verzinkten Formrohren und Aluminium gebaut wurde. Das Erscheinen des Kometen Hale-Bopp hat diese Entscheidung voll gerechtfertigt. So konnten wir mitten in der Bauphase des großen Teleskops in der kleinen Sternwarte spektakuläre Beobachtungen machen.


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